Nicht-Identität. Die Rolle der Religion bei der Identitätsbildung
Dominique-Marcel Kosack, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Dogmatik der Universität Erfurt, ist im Rahmen der „Salzburger Hochschulwochen“ mit dem ersten Publikumspreis ausgezeichnet worden.
Eine Fachjury hatte im Vorfeld aus den Einreichungen drei anonymisierte Vorträge ausgewählt. Nach einem jeweils 25-minütigen öffentlichen Vortrag konnte das Publikum dann den Siegerbeitrag küren. Kriterien der Beurteilung waren die fachwissenschaftliche Qualität, die inhaltliche Originalität sowie die kommunikative Transferleistung der Beiträge.
In seinem Vortrag ging Dominique-Marcel Kosack der Frage nach, welchen Einfluss Religion auf die Ausbildung von Identität hat. Identitätsbildung gestalte sich heute multioptional und führe nicht selten zu prekären Lebensentwürfen und Biografien – in dieser Situation könne Religion zur Reduktion von Komplexität in den Lebensentwürfen beitragen. Dies berge jedoch stets die Gefahr fundamentalistischer Verkürzungen und Abkapselungen in sich. Kosack plädiert dafür, den Identitätsmuster immer wieder neu aufbrechenden Charakter von Religion nicht zu übersehen: „Religiöse Anschauung liefert keine Schablone für die Ausbildung fester Identitäten“. Glaube schaffe gerade keine neue Sicherheit oder Kontrolle in einer komplexen Welt, sondern er verweise auf die „Ortlosigkeit und Nicht-Identität“ des Menschen in der Welt. Der Glaube öffne demnach durch alle verständlichen Sehnsüchte nach sicheren Identitäten hindurch einen Spalt zur Unverfügbarkeit – dies gelte es gerade nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu verstehen. (Quelle: https://aktuell.uni-erfurt.de/2019/08/02/foerderpreis-fuer-dominique-marcel-kosack/)
Herr Kosack hat seinen Vortrag eigens für diesen Podcast neu aufgenommen und zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank!
Kommentare
Neuer Kommentar