Hörenswertes im Bistum Erfurt

Hörenswertes im Bistum Erfurt

Vorträge, Interviews und Predigten

Liturgie in Zeiten pastoraler Umbrüche

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Dominik Abel arbeitet seit 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erfurt am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft. Sein Promotionsprojekt lautet "Auf dem Weg zu einer partizipativen Kirche. Liturgie und Kirchenentwicklung zwischen Tradition, Kultur und Spätmoderne". Mit seinem Vortrag gab Herr Abel einen Einblick in seine Forschungen und zeigte auf, an welchen Punkten Liturgie eines Wandels bedarf. Drei Thesen vertrat er am Ende seines Vortrags: These 1: Es braucht einen kontextsensiblen Gottesdienst, um die Liturgie nicht von anderen Grundvollzügen zu isolieren. These 2: Eine notwendige Vielfalt von Gottesdienstformen und ihrer Leitung stellt (An-)Fragen an Rollen- und Kirchenbilder. These 3: Ein Qualitätskriterium von Liturgie ist es, Gemeinschaft zu ermöglichen.

In Vorbereitung auf den Studientag waren Gläubig des Bistums gebeten worden, auf folgende Frage zu antworten:

Was macht für Sie eine gelungene Liturgie (einen gelungenen Gottesdienst) aus?

Diese Antworten kamen dabei zusammen:

Beschwingte Lieder am besten sehr gut musikalisch untermalt
Größte Beteiligung der Familien im Gottesdienst (Kyrie Fürbitten/ Gabenbereitung/u.ä.) Eine kleine Erinnerung zum mit nach Hause nehmen. Im Anschluss des Gottesdienstes gemeinsam noch etwas Zeit verbringen

Ich kann nicht sagen, wie man den "macht", nur, wie er sich anfühlt. Ein "gelungener" Gottesdienst zeichnet sich durch eine "Dichte" aus, eine gewisse Art von Konzentration, eine Atmosphäre, in der sich alle Teilnehmer in Gott verbunden wissen.
Ich weiß selbst keine Antwort darauf, warum z.B. ein Gottesdienst bei den Augustinern in der Brunnenkirche dieses gewisse Etwas hat, der Gottesdienst in der Krypta nicht. (Ich bin bei beiden höchstens werktags) Möglicherweise ist es auch Geschmacksache, was gefällt. Positiv wirkt sich eventuell aus, wenn möglichst viele den Gottesdienst mit gestalten, aber der springende Punkt ist das wahrscheinlich auch nicht. Die Ausstrahlung des Gottesdienstleiters spielt möglicherweise auch eine Rolle, aber die ist auch nicht machbar.

Günstig wirkt, wenn ein Gottesdienst "rund" ist, die Texte und Lieder zusammenpassen, der Eindruck entstehen kann, er ist gut vorbereitet. Günstig ist auch, wenn Momente der Stille entstehen, Instrumente/Musik ist für Feierlichkeit wichtig. Wenn Kinder anwesend sind, sollten sie bewusst einbezogen werden.

Die Gottesdienste vor dem 2. vatikanischen Konzil waren geprägt von lateinischen Gebeten des Priesters und den Antworten der Gläubigen, wobei letztere vieles nicht verstanden und somit eigentlich nur passiv dem Gottesdienst folgten. Im besten Sinne "eigene" Gebete vor den Herren brachten. (Habe ich zum Glück nicht erlebt) Das 2. Vatikanum änderte die Situation der "Laie" durfte / sollte nun aktiver in die Gottesdienstgestaltung eingebunden werden. Moderne Lieder, das Hochgebet in der Landessprache… . Die Frage, warum haben die Konzilsväter dies so beschlossen: "Weil die bisherigen Formen des Gottesdienstes die Menschen wahrscheinlich
nicht mehr angesprochen/ gefesselt haben". Nun fast 60 Jahre nach dem 2. Vatikanum ist dies ebenfalls der Grund, warum die Gläubigen nicht mehr in die
Gottesdienste gehen. Der Gottesdienst ist i.d.R. zu statisch: immer der gleiche Ablauf, ich kann mich aktuell als Gläubiger nicht oder nur wenig beteiligen (Ausnahme Funktionsstellen, Lektor/Meßdiener/…) und feste Funktionen zu übernehmen, ist immer weniger jedermanns Sache. Es bleiben somit i. d. R. nur die Lieder und das "Vater unser"… ein bisschen wenig Gerade die jüngere Generation ist aus der Schule/Beruf gewöhnt, sich aktiv ins Geschehen, Unterricht, Arbeitswelt einzubringen. "Meine Arbeit soll Spaß" machen und "Sinn" haben - der Gottesdienst also auch. Ob das Minimum: "gute Lieder", "gute Predigt", "gute Texte", die mich anregen, mir über meinen Glauben / Lebensweise Gedanken zu machen, ausreicht, mag ich bezweifeln. Zusammenfassend: Das Minimum: Texte, Lieder, Predigt sollte Voraussetzung sein die Gläubigen müssen aktiver eingebunden werden - hier kann man sicherlich Elemente aus den Jugend- / Kinder- / Familiengottesdiensten nutzen vielleicht muss man auch ganz neue Wege gehen die Menschen aktiv einzubinden neue Gottesdienstformen können aber ebenso zu Konflikten in den Gemeinden führen - d. h. es muss erklärt werden "Warum" machen wir das Neue und /oder das Alte

Die Theologie muss gegenwärtig sein — d.h. für mich „nahe bei der Lebenswirklichkeit von heute". Wie kann mir da die Hl. Schrift oder die Kirche helfen, Verständnis, Unterstützung, Inspiration und Kraft für den Alltag zu geben?! Und das nicht allgemeingehalten, sondern bei Themen wie z.B. die politische Lage im Land und in der Welt, Krisensituation in der Gemeinde und Kirche, Probleme im sozialen Bereich in Deutschland und der eigenen Stadt, Problematik Patchwork-Familien,
Arbeitsalltag — um nur einiges zu benennen. Dabei denke ich, dass der Priester/Diakon/DiakonatshelferInnen authentisch bleiben sollten. Nicht das „Für alles die passende Antwort haben" ist wichtig, sondern auch die Ohnmacht, die Sprachlosigkeit etc. zugeben können. Verkündigung einer Frohen Botschaft sollte spürbar sein! Eine Heilsbotschaft für alle Menschen. Ein Schuldbekenntnis ist zwar wichtig, aber „…durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld…" ist für mich nicht angemessen und ist eher niederdrückend als motivierend „es besser zu machen". Sehr wichtig ist für mich die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes! Auch wenn ich in meiner Gemeinde kaum Defizite diesbezüglich verspüre, würde ich es sehr begrüßen, Personalstellen für hauptamtliche KantorInnen in den kath. Kirchen zu schaffen. Musik wie das Orgelspiel/Musizieren und Singen sind für mich Gebet, was „tiefer gehen" kann, wenn eine gewisse Professionalität da ist.

Ich habe bei den Gesprächen herausgehört, dass die Sehnsucht nach Gott eine Rolle spielt, aber die Gotteserfahrungen fehlen. D.h. sie werden als solche nicht mehr
wahrgenommen. Das kann Liturgie nur bedingt bzw. nicht leisten. Wer Gott nicht spürt, der kann auf lange Sicht aktiv keinen Glauben leben und wird dann auch nicht in den GD kommen. Die reich an Gottvertrauen und -Erfahrung sind und sich in der Gemeinde engagieren, halten die GD aus, wie sie sind. Ein paar erzählten von Weltkirche und drohender Spaltung und es soll so bleiben, wie es ist. Aber das sind zahlenmäßig wenige. In der Studie „Not lehrt (nicht) beten" heißt es sinngemäß: Wenn die Menschen nicht mehr an den Dreifaltigen Gott glauben, wie sollen sie sich da im Gebet an ihn wenden? Mit meinen Worten ergänzt: wie will ich Danksagung feiern, wenn ich nicht mehr weiß, wofür und bei wem ich mich bedanken soll? Dabei berühren wir die Fragen, ob wir wirklich ein Gottesdienst-Fest feiern; warum wir aus dem „Mahl halten" einen „Laufimbiss" gemacht haben; warum wir als Familie der Gotteskinder extra Familiengottesdienste anbieten; warum wir die hoffnungsvolle, frohe Botschaft unseres liebenden Gottes lesen und bei den Menschen oft nur Gebote, Schuld, Angst und Forderungen hängen bleiben… Konsequenter Weise müssten wir mehr Energie verwenden, um mit den (jungen) Menschen Gott im Leben zu entdecken. Mehr als Lebensbegleiter als als „Vorbeter". Wie das bei dem Pensum Arbeit gelingen kann, da habe ich keine Lösung parat.

Er muss mich im Herzen berühren. (Musik) ist ein weiterer großer Punkt! Für mich ist ein gelungener Gottesdienst, wenn es eine schöne Predigt gibt, von der man auch was mit nach Hause nimmt….und wenn wir schöne Lieder singen. Frische (moderne) Lieder Kinderfreundlich (Kind gerechte Sprache, viel singen, Bewegung, Möglichkeit zum Malen für die ganz kleinen) Predigt aus dem Leben, statt stur nach dem Evangelium Kein schlecht gelaunter Pfarrer, sondern einer der Freude verbreitet Gute Gespräche und Begegnungen nach der Messe Gut ausgewählte Lieder, eine Predigt bei der man nicht schon nach den ersten drei Sätzen mit den Gedanken "abtrünnig" ist und die einen aktuellen Bezug in die Realität der Menschen, der aktuellen politischen Lage oder aktuellen Gemeindeereignisse hat; und wenn man hin und wieder mal von der "Norm" abweicht - z.B. mit Kinderprogramm, Musik von CD, Bildmaterial an der Wand oder so was ähnliches… Zeit für das Gebet (in Gemeinschaft und in Stille), ein Pfarrer, der sich gut auf den Gottesdienst vorbereitet, gemeinsamer Gesang (passende Lieder), es darf sich jeder einbringen, der will. Ein etwas wärmeres Gotteshaus.

Frau, 61 Jahre Jede Predigt die ich von unserem Pfarrer verpasst habe, ist eine verlorene Predigt.

Mann, Mitte 50- geht jeden So zum GD Wenn ich im GD mitsingen will, bekomme ich einen Hustenanfall - so verstaubt sind die Texte. Wie will man mit dem Herzen GD feiern, wenn man das, wo man sich aktiv einbringen kann, nicht von Herzen bejahen kann? Dabei geht es nicht mal um die alten Lieder von 1600, zB von Paul Gerhard. Unsere Sprache und unser Gottesbild sind ein anderes. Ich wundere mich jeden Sonntag, was für Lieder/ Texte zurück ins Gotteslob gefunden haben.

Frau, Mitte 50, alleinlebend Als mein Mann mich vor etwas über 10 Jahren verlassen hat, bin ich anfangs noch in die Kirche gegangen. Jetzt fahre ich zu den Neuapostolischen. Ich weiß im Kopf, dass ich als geschiedene alleinlebende Frau in die kath. Kirche zum GD gehen kann. Aber im Herzen ist das, was ich als Kind / Jugendliche eingebläut bekommen habe. Lässt du dich scheiden, bist du in der Kirche nicht mehr willkommen.

Mann, ca. 30 Als Jugendliche sind wir nach Leinefelde zur Church Party gefahren. Da war immer was los und keine Minute langweilig. Die Themen haben für uns gepasst. Es muss ja nicht oft sein, aber solche Angebote fehlen. Wir unverheirateten um die 30 haben keine Angebote.

Frau Mitte 60 Glauben Sie wirklich im Ernst, dass sich in der Kirche und Liturgie was ändert? Der Papst bzw. Vatikan schmettern den Synodalen Weg ab. Die Bischöfe im Prunk-Gewande erzählen uns was von Demut. Wer soll hier wem die Füße waschen

Kind, 9 Jahre Es ist meist langweilig. Ich freu mich, wenn die Liednummern angezeigt werden. Aber bis ich die Seite aufgeschlagen habe, hat das Lied schon angefangen. Ich übe schon so lange und bin schneller geworden, aber mitsingen geht immer noch nicht.

Frau, Mitte 30, GD sind zu wenig generationsübergreifend. Weder die Kinder, noch wir Eltern kommen darin vor. Die Älteren mögen diese Form, aber wenn wir keine GD haben, die uns ansprechen, werden wir nach der Erstkommunion wieder seltener in die Kirche gehen. Können die Kinder nicht wenigstens lx im GD einbezogen werden?

Frau, ca. 60 Jahre Ich wünsche mir mehr GD, in denen von der Liebe und Güte Gottes die Rede ist. Zum Beispiel: Gott liebt dich; so wie du bist, bist du richtig und gewollt; Gott beurteilt dich nicht nach deiner Leistung. Eben etwas, was mich aufbaut und mir Zuspruch gibt, den Alltag zu ertragen. Was mich auch umtreibt ist, wie kann ein GD bzw. Priester eine Hilfe sein/ werden bei dem Konflikt: Trotz (Amts) Kirche den Glauben nicht zu verlieren?

Frau, Mitte 50 Wenn ich die Formulierungen der Gebete und Texte aus dem Messbuch und den Fürbitt- Büchern höre, dann frage ich mich, ob Gott das versteht? Ich verstehe es oft nicht. Können wir zu Gott nicht in unserer „Alltagssprache" reden? Für junge Menschen muss das sehr befremdlich sein, kein Wunder, wenn sie nicht gerne zum GD kommen. Persönlich gehe ich deshalb gerne zu Familien- und Jugendgottesdiensten.

Mann, Ende 60 Seit ich Krebs habe fahre ich regelmäßig nach Etzelsbach und zünde eine Kerze an. Ich weiß nicht ob das hilft, aber man weiß ja nie. In die Kirche zum GD gehe ich nicht mehr, obwohl ich kirchlich früher alles mitgemacht habe. Im Unterricht habe ich was von Gemeinschaft gehört, aber das habe ich schon lange nicht mehr gemerkt. Aber wie gesagt, wie es jetzt ist, weiß ich nicht, weil ich nicht mehr hingehe. Das hat mit Corona nichts zu tun. Was sich ändern müsste, damit ich wieder zum GD gehen würde? Die sollen ihren Laden erstmal in Ordnung bringen. Damit haben sie genug zu tun.

Ansonsten ist ja vieles gut, besonders der Orgelklang. Kurze Predigten mit zwei oder drei Kern Aussagen, die die Leute verstehen. Schöne Lieder, die zu Herzen gehen und Symbolik, wo sich Teilnehmer des Gottesdienstes dran beteiligen können, sprich ein Stein vorbringen, der mich belastet.. Eine Blume jemandem übergeben, der mir was bedeutet…. solche Dinge eben. Eine Predigt, die mich berührt und mir Kraft gibt, für die Woche. Wo ich mich mit meinen Ängsten, Sorgen und Wünsche wiederfinde. Eine Predigt, die auf die Belange der aktuellen Situation eingeht und nicht das Evangelium zerpflückt. Fürbitten die zeitgemäß und aktuell sind, in verständlichen Formulierungen und nicht von CD. Wenn der Priester in der heutigen Zeit angekommen ist und nicht alte Kamellen wieder aufwärmt. Lebensnahe, modernere Predigt Aktualität alles etwas weniger steif und verbissen - lockerer und freudiger herüberbringen. das FROHE unserer Botschaft kommt mir leider häufig nur als Worthülse rüber. Das wir uns FREUEN können kommt deutlich zu kurz. Letzte Woche war ich in Lfd zum Karnevalgottesdienst … sicherlich das andere Extrem - aber da sind wir beschwingt und mit Lust auf mehr rausgegangen. Das war richtig mal FROHE Botschaft und ein kleines Fest des Glaubens. Eine Messe für und mit Kindern wo Kinder auch mal den Gottesdienst „erleben" können


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Über diesen Podcast

Spannende Vorträge, Interviews und Predigten aus dem Bistum Erfurt,
aufgenommen bei Veranstaltungen des Katholischen Forums,
der katholisch-theologischen Fakultät Erfurt
und Fortbildungen sowie Gottesdiensten im Bistum Erfurt.
Laut Feedspot einer der 50 besten katholischen, deutschsprachigen Podcasts.
Einfach hörenswert!

von und mit Niklas Wagner, Matthias Hülfenhaus, Juliane Körber, Sophie von Kalckreuth, Ayline Plachta

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